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Channel: Kommentare zu: Bitte etwas mehr Gebrüll
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Von: SEPARATISTEN

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Gut gebrüllt Löwe!
Es ist schon bezeichnend, dass sich mal wieder bewahrheitet hat, dass der Mensch nur in Kategorien denken kann. Denken sie schwarz? –Nein. Denken sie weiß? – Nein. Also denken sie nichts? – Nein. Ja, was denken sie denn dann …?
Dabei kann es doch einen einzigen Grund dafür geben, vorerst keinen Standpunkt zu deklamieren. Es ist einzig und allein dieser: Wir wollen, dass Sie und Du und ihr euch Gedanken macht, um selbst einen Standpunkt entwickeln zu können.
Wir bieten den „Akt des Anstoßes“. Der Denkprozess, der durch die Konfrontation mit dem Gegenüber losgetreten wird, liefert dann ein Ergebnis: Für den einen kommt dabei eine inhaltslose Pauschal-Romanze heraus, für den anderen ist es ein provokanter Anstoß gewesen, der ihn davon überzeugt hat, dass er tatsächlich viel lieber Kultur genießt (wenn es ihm so ermöglicht wird) als sich sein Taschengeld aufbessern zu lassen.
Aber was macht diese Aktion so fabelhaft? Sagen wir es so: Jede Handlung, die ein mitdenkender (Vorsicht: Aufklärung!) Mensch vollzieht, bewirkt einen Denkprozess bei demselben. Wenn der Mensch zum Beispiel vor einer Kreuzung steht und sich für eine der beiden möglichen Richtungen entscheiden muss, dann beginnt er erst darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten und Wege ihm zur Verfügung stehen.
Das heißt: Die größte Schlacht auf dem Feld der aktuellen Haushaltsdebatte liefern sich die Gegner GELD und KULTUR. Dieses Miss-Verhältnis scheint aber für den (nicht im kulturellen Bereich tätigen) Bürger so surreal und undurchschaubar, dass er über den konkreten Bezug der beiden „Schlag-Wörter“ wenig nachzudenken hat. Wenn nun aber, beides greifbar, vor ihm liegt, so sieht (!) das Auge (welches im Allgemeinen immer sofort befriedigt werden möchte, das heißt eher zum schnellen Geld tendiert als zum Theaterabend, welcher in der Zukunft liegt) sofort den Bezug: Geld ODER Kultur. Jetzt muss er sich entscheiden.
Für diese drei Sekunden, die er für seine Entscheidung brauchte, haben wir getan, was getan werden musste: Fragen gestellt.
P.S. Wer noch nicht begriffen hat, dass Hilfe nur aus der Selbsthilfe entstehen kann, der sollte sich einmal salbst fragen: Ich oder Wir?
P.P.S. Im Artikel „Eine Frage der Struktur“ (Theater der Zeit, Juni 2010, Heft 6) nimmt Helmut Schäfer (Theater an der Ruhr) zum Thema Kunst und Ökonomie Stellung (Stellungnahme!): „Schon Marx beschreibt, dass die unmittelbare Verantwortlichkeit für bestimmte gesellschaftliche Vorgänge sehr schwer zu finden ist. Er war nicht so naiv zu glauben, dass der Unternehmer A das Feindbild ist, auf das man lustig draufschlagen kann. […] Eine Gesellschaft, die nur noch aus Rändern oder Peripherien besteht, muss man soziologisch anders betrachten. Es sind eher, und schon seit langem, Ghettos, die auf einer Horizontalen nebeneinander liegen und nicht kommunizieren. Diese Kommunikationslosigkeit, die nicht medial abgefangen werden kann, ist der Grund für das wachsende Unverständnis. Nur: Wenn wir uns das Verstehen nicht zurückerobern, können wir keine Kritik bilden. Ich muss den Etat der Stadt verstehen, um ihn zu kritisieren, ansonsten rede ich allgemeinen Text […].“
„Wir sprechen natürlich nicht darüber, weil es darum geht, eine Kunst zu produzieren, die nicht marktrelevant ist. Der Wert dessen, was wir produzieren, wird auf der ökonomischen Seite niemals überzeugen können. Also muss man in der öffentlichen Diskussion fast eulenspiegelhaft andere Begriffe nennen. Es sind nur sehr wenige, die die Relevanz der Theaterarbeit wirklich sehen.“ (Holger Bergmann, Ringlokschuppen Mülheim)


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